Digitale Studium

Gestern haben wir den ersten Block „Praxis digitaler Bildung“ abgeschlossen und in Gruppenpräsentationen einen Blick auf fünf Studien geworfen, die sich aus unterschiedlicher Perspektive mit den Auswirkungen von Covid-19 auf die Hochschullehre auseinandersetzen:

Zur Präsentation wurden WhatsApp-Chats, Video und PowerPoint eingesetzt. Die Studierenden gingen auf ihre persönliche Situation ein und haben dies mit Befunden aus den Studien verknüpft und dabei Fragen zur weiteren Diskussion aufgeworfen.

Ich habe kurz über den Roundtable, der am Mittwoch vom Hochschulforum Digitalisierung und HIS-HE veranstaltet wurde, um gemeinsam aus dem Corona-Semester zu lernen. Gezeigt habe ich das Miro-Board, das in unserer Gruppe vor dem Hintergrund meiner Studie präsentiert erstellt wurde.

Zum Ende des Seminars haben wir kurz über Möglichkeiten, studentischer Partizipation gebrainstorm und dazu dieses digitale Whiteboard genutzt.

Im nächsten Block geht es um theoretische Zugänge zu digitaler Bildung wozu ich Texte mit Lektürehilfe als Podcast, Videos und Radiobeiträge zur Verfügung stelle.

Auftakt

Heute war die erste Sitzung des Seminars mit 19 Teilnehmer*innen aus den Fachrichtungen Lehramt, Erziehungswissenschaft, Intermedia.

Nach einer Vorstellungsrunde mit einem virtuellen Ball wurden die Themen und Arbeitsweisen des Seminars vorgestellt.

Mit einer Breakout-Session haben wir auf das Studium vor dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie geschaut und nach Dinge, die besser (oder schlechter waren) geschaut.

Als positiver wurde der direkte Kontakt zu Dozierenden bewertet, da es in Präsenzzeiten leichter war, den/die Professor*in direkt im Anschluss an die Veranstaltung „abzufangen“ und etwas zu fragen. Nun läuft es mit E-Mail-Kommunikation zum Teil zäh mit einer hohen Wartezeit. Auch war es möglich, direkt bei der ersten Sitzung an die Seminartür zu klopfen und noch um Teilnahme zu bitten. Das geht in der digitalen Lehre nicht mehr so leicht.

Das Thema Prüfung war vor Covid-19 unkomplizierter, etwa was die technischen Voraussetzungen betrifft. Nun ist man z.B. bei mündlichen Prüfungen auf gute Internetverbindung angewiesen.

Kommunikation und Soziales hatten insgesamt einen sehr anderen Charakter, so dass man beispielsweise im Anschluss an die Veranstaltung zusammen Kaffee trinken konnte. Nun verlässt man direkt den Zoom-Raum.

Grobplanung für das Seminar

„Praxis und Theorie digitaler Bildung“ – so der Titel des Seminars, das ich im Wintersemester 2020/2021 an der Universität zu Köln anbiete.

Meine grundlegenden Ideen und Ziele stelle ich im Folgenden als ein Living Document dar.

Das Seminar findet vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und der noch aktuelleren Entwicklungen rein online statt und umfasst drei große Blöcke.

Darüber stehen die Lernziele:

  • Nach Beendigung des Seminars können die Lernenden eine eigene Definition für „digitale Bildung“ entwickeln und diese mit Beispielen aus Praxis und Theorie unterfüttern.
  • Nach Beendigung des Seminars sind die Lernenden in der Lage, digitale Bildung aus Sicht von Praxis und Theorie zu bewerten und Verbesserungsvorschläge zu machen.

Block 1: Praxis digitaler Bildung / das „Corona-Semseter“

Das Sommersemester 2020 war einzigartig und einmalig durch die Radikalität und Absolutheit, mit der digitale Lehre flächendeckend für alle Hochschulen durchgeführt wurde.

Lehrende, Lernende und Mitarbeitende der zentralen Hochschuleinrichtungen waren gleichermaßen betroffen und nur gemeinsam konnte diese Herkulesaufgabe bewältigt werden. Innerhalb kürzester Zeit, mussten u.a. Software-Lizenzen für Video-Konferenzsysteme angeschafft und schnelle Hilfe für die didaktische Umstellung auf digitale Lehre erstellt werden.

Als die technischen und organisatorischen Voraussetzungen zumindest provisorisch erfüllt waren, konnte es mit der Lehre unter den Bedingungen der Pandemie losgehen. Die Erfahrungen waren und sind sehr vielfältig, je nach Konzept, Engagement der Lehrenden und Bereitschaft der Studierenden, sich auf diese ungewohnte Situation einzulassen.

Wir beschäftigen uns im Seminar genau mit diesen Erfahrungen und tauschen uns über die Erlebnisse aus. Im zweiten Schritt werfen wir einen Blick auf die Studien, die zum „Corona-Semester“ erstellt wurden (dazu gibt es in Kürze einen Workshop vom Hochschulforum Digitalisierung und HIS-HE) und diskutieren diese gemeinsam. Zum Abschluss des ersten Blocks werden Präsentationen als Lightning-Talks vorgestellt, die darstellen, wie das Studium im Sommersemester erlebt wurde und wie dies vor dem Hintergrund der Studienlage eingeschätzt wird.

Block 2: Theoretische Zugänge digitaler Bildung

Digitale Bildung ist wie zuvor E-Learning ein theoretisch wenig bearbeitetes Feld, hauptsächlich bestimmt die jeweils verfügbare Technologie die didaktischen Konzepte (z.B. Compter-based Training oder in jüngerer Zeit Learning Analytics). Für einen Workshop zu E-Learning und E-Teaching habe ich kürzlich eine englischsprachige Übersicht zur Entwicklung zum Lernen mit Bildungstechnologien geschrieben.

Im Seminar werden wir uns theoretische Ansätze anschauen und damit versuchen, das Phänomen digitale Bildung kritisch zu beleuchten. Vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Verankerung von digitalen Technologien in unseren Alltag haben wir es mit kulturellen Transformationsprozessen zu tun. Darum werden auch sozial- und kulturwissenschaftliche Ansätze, wie „Kultur der Digitalität“ herangezogen, die sich eignen, die gesellschaftlichen Implikationen der digitalen Technologien in den Blick zu nehmen.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Bildungs- und Medientheorien, mit denen das Individuum und die mit Bildung ausgelösten Transformationen angesprochen sind (siehe diesen Beitrag zum Vergleich von digitaler Transformation und Bildungstransformation). Medientheorien zeigen beispielsweise auf, dass Medien keine neutralen Instrumente sind, sondern ein Eigenleben haben und sich dadurch in Lehr- und Lernprozesse einmischen können.

Block 3: Zukunft der digitalen Hochschulbildung

Bereits vor der COVID-19 Pandemie wurden Hochschulen von digitalen Technologien enorm herausgefordert. Die Logik ist vergleichsweise simpel: Technologien ändern sich so rasant und haben so großen Einfluss auf die Gesellschaft, so dass sich einzelne Bereiche wie die Hochschulen anpassen müssen. Gerne wird dann auch behauptet, dass durch technische Innovationen es die Hochschulen bald nicht mehr geben wird. Zuletzt etwa im Zusammenhang mit den Massive Open Online Courses (MOOCs). Warum noch an die Hochschule gehen, wenn man Abschlüsse auch bei Plattformen machen kann, die in manchen Bereichen (insbesondere IT) stark nachgefragt sind.

Diese Narrative werden wir uns im Seminar anschauen und deren Logiken entschlüsseln. Es soll dann auch um Alternativen für die Hochschule im digitalen Zeitalter gehen, die weniger von der Zerstörung oder Zerschlagung ausgehen, sondern nach Innovationen von innen, also aus der Hochschule heraus, suchen. Die Frage ist dann, wie kann eine Hochschule, die sich nicht nur der digitalen Transformation anpasst gedacht werden.

Arbeitsformen

Im Seminar werden die Themen in kleinen Projekten erarbeitet und sich gegenseitig vorgestellt. Begleitend gibt es Impulse und Material für die Vor- und Nachbereitung.

Podcast / Seminarcast

Das Seminar wird online stattfinden mit synchronen und asynchronen Phasen. Es macht für mich keinen Sinn, in der gemeinsamen Zeit ausschließlich Inhalte zu vermitteln und Rückfragen zu beantworten. Das lagere ich in den Seminarcast aus. In kurzen Episoden (10-15 Minuten) sollen folgende Themen behandelt werden:

  • Covid-19 und die „Zwangsdigitalisierung“
  • E-Learning: Grundlagen
  • E-Learning: Historie
  • E-Learning: Forschung
  • E-Learning: Didaktik und Modelle
  • E-Learning: Diskurse
  • E-Learning: Lerntheorien
  • Medienkompetenz und Digital Literacy
  • Open Education: OER
  • Open Education: MOOCs
  • Digitale Transformation der Hochschulbildung