Nachlese

Zum Abschluss des Seminars bestand die Möglichkeit, in einer Hausarbeit auf bestimmte Aspekte der Themen zurückzublicken und eine persönliche Reflexion zu ziehen. COVD-19 war und ist eine so außergewöhnliche Situation, der man sich im Studium nicht entziehen konnte.

Ich stelle hier einige Auszüge in anonymer Form dar.

„Das, was Hochschulen im „Corona-Semester“ geleistet haben, war reine Wissensvermittlung. Es ging darum, Studierende so mit Informationen zu versorgen, dass sie die folgenden Prüfungen bestehen konnten. Dieser Wissenserwerb um sich selbst willen, ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Bieri unter Bildung versteht. Durch die erschwerten Bedingungen für Austausch und Diskussionen blieb den Dozierenden kaum etwas anderes übrig, als die reine, weitestgehend wenig kontrovers diskutierte Wissensvermittlung im wahrsten Sinne irgendwie zu ermöglichen. Was die Hochschulen versäumt haben, ist die Studierenden bildungsbezogen durch die Pandemie zu begleiten. Die Pandemie hat auch für die Organisierenden und Dozierenden alles verändert. In allen wissenschaftlichen Bereichen, die an Hochschulen unterrichtet werden, hat die Pandemie Einfluss. Diesen Einfluss zu reflektieren und kontrovers zu bearbeiten, wäre eine Chance gewesen, Studierende abseits der reinen Wissensvermittlung zu Prüfungszwecken im Sinne Bieri zu bilden. Bildung kann Orientierung und Sicherheit geben, wie Bieri betont. Bildung kann dazu beitragen, sich in der Welt zu orientieren, auch in einer Welt, die sich massiv verändert. Damit ist nicht gemeint, dass Dozierende die Studierenden psychologisch in einer schwierigen Zeit betreuen können sollen, sondern das die Einflüsse und vor allem die Unsicherheiten einer Pandemie innerhalb des jeweiligen wissenschaftlichen Fachgebietes thematisiert und diskutiert werden können. Dieses Bildungsverständnis hat (noch) keinen Weg in die Hochschullehre gefunden.“

Quelle: Peter Bieri (2005), Wie wäre es gebildet zu sein?

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