Seminarankündigung: Das Erbe der Teaching Machines

Im Wintersemester 2023/2024 bietet ich für den B.A.-Studiengang Bildungswissenschaft an der FernUniversität in Hagen das Seminar „Das Erbe der Teaching Machines – die kulturellen und politischen Grundlagen des E-Learning und ihre Bedeutung für zeitgemäße digitale Bildung“ an.

Worum geht es?

Intensive gesellschaftliche Debatten zur Rolle von Technologien und deren Auswirkungen für die Bildung sind kein neues Phänomen (so wie aktuell im Zusammenhang mit der KI-Anwendung ChatGPT), sondern lassen sich lange zurückverfolgen. So fand in den 1960er-Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit sog. Lehrmaschinen / Teaching Machines statt, die aus bildungswissenschaftlicher Sicht wertvolle Einblicke in die Debattenkultur bietet. Der Blick zurück soll ermöglichen, die Zusammenhänge aus technologischen Versprechen („Lehrmaschinen machen den Unterricht besser“), gesellschaftlichen Erwartungen und pädagogischen Reaktionen zu verstehen. Auch in späteren Zeiten gab es mit der Einführung neuer Technologien („E-Learning“) ähnliche Mustern und erstaunlicherweise setzten sich diese auch dann fort, wenn sich die Versprechen nicht realisierten.

Die US-amerikanische Autorin Audrey Watters analysiert in ihrem Buch Teaching Machines diese Zusammenhänge und schreibt dazu:

“Aber Teaching Machines ist nicht nur eine Geschichte über Maschinen. Es ist eine Geschichte über Menschen, Politik, Systeme, Märkte und Kultur. Es ist die Geschichte der Bildungstechnologen, Bildungspsychologen, Bildungsverleger und Bildungsreformer des zwanzigsten Jahrhunderts, die Maschinen bauten und verkauften (oder zumindest versuchten, sie zu bauen und zu verkaufen), von denen sie behaupteten, sie könnten den Selbstunterricht automatisieren und ein personalisiertes oder, wie sie es gerne nannten, „individualisiertes“ Bildungssystem schaffen. Es ist eine Geschichte darüber, wie das Bildungswesen zu einer Technokratie wurde, und es ist eine Geschichte darüber, wie die Bildungstechnologie zum großen Geschäft wurde. Es ist eine Geschichte darüber, wie die Wissenschaft des Lehrens und Lernens sowie unsere Vorstellungen vom Lehren und Lernen verändert wurden.” (S. 9)

Diese Perspektive bietet eine Grundlage für die Analyse vergangener und aktueller Fälle, in denen mit Bildungstechnologien versucht wird, die Bildung zu verbessern. Anhand von Beispielen aus der Geschichte der Bildungstechnologien soll die Anwendung und Erprobung diskutiert werden. Als Material dienen historische Zeitungsartikel sowie Erfahrungen der Seminarteilnehmer/innen.

Wie läuft das Seminar ab?

Das Seminar besteht aus Selbstlernphasen und zwei Online-Präsenzterminen. Zu Beginn erfolgt eine Einführung in die Grundlagen und die oben genannte Analyse-Perspektive wird vorgestellt. Dazu wird begleitendes Material (Texte, Präsentation und Audio-Kommentar) zur Verfügung gestellt.

Im zweiten Schritt soll die Grundlage im Kontext von historischen Beispielen praktisch erprobt werden. Dazu stehen Zeitungsartikel zur Verfügung, die anhand der eingangs vermittelten Perspektive kritisch analysiert werden. Es geht also darum, bestimmte Muster zur erkennen, die prägend für die Debatten zur Rolle von Bildungstechnologien in Schule und Hochschule sind. Wenn etwa neue Technologien mit großen Versprechen zur Verbesserung des Lehrens und Lernens angekündigt werden, ist es wichtig genau hinzuschauen, von wem diese Versprechen kommen und mit welchen empirischen und theoretischen Argumenten sie begründet werden.

Im dritten und letzten Schritt soll ein Blick nach vorne geworfen werden und Prognosen zur zukünftigen Debatten abgegeben werden. So soll etwa diskutiert werden, ob im Zusammenhang mit den Entwicklungen von KI zu noch größeren Versprechen zur Reform der Bildung kommen wird.

Termine

Das Seminar hat zwei Online-Präsenzsitzungen

1.) 12.01.2024: 18-20 Uhr

2.) 27.01.2024: 09:30-16:30 Uhr

Zur Vorbereitung auf die Online-Termine werden verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt.

Erwartungen an die Teilnahme

Das Seminar richtet sich an Studierende der Bildungswissenschaft mit Interesse an sozialen und kulturellen Auswirkungen von Technologien in Schule und Unterricht. Das Phänomen der Digitalisierung der Bildung stellt aus bildungswissenschaftlicher Sicht einen wichtigen Untersuchungsgegenstand dar. Hierzu werden im Seminar Grundlagen vermittelt und Anwendungsbeispiele diskutiert.

Für eine erfolgreiche Seminarteilnahme notwendig ist die Bereitschaft, sich eigenständig Grundlagen zur Analyse der Zusammenhänge von Bildungstechnologien und gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Aspekten zu erarbeiten (teilweise in englischer Sprache). Empfohlen werden Lerngruppen zur Diskussion und Vertiefung der Grundlagen sowie zur praktischen Erprobung anhand historischer oder aktueller Fallbeispiele. Dazu werden in den Online-Präsenzterminen gemeinsam Präsentationen erstellt und im Plenum diskutiert, d.h. erforderlich ist die Bereitschaft zur Gruppenarbeit.

Unterstützung während des Semesters

Für Fragen biete ich regelmäßige Sprechstunden per Zoom an. Terminabsprachen bitte per Email (markus@drdeimann.de).

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